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Ist Alkohol nun gut oder doch nicht?


Wenig Alkohol nicht besser als keiner

„Ein Glas Rotwein verbessert die Herzgesundheit.“

„In Bier sind viele Vitamine und Elektrolyte.“

„Schnaps ist gut für die Verdauung.“


Diese und ähnliche Aussagen wie diese stammen meist von Menschen die gerne und regelmäßig Alkohol trinken oder aus der Werbung von Alkoholherstellern. Sie lassen vermuten, dass Alkohol zumindest ist kleinen Mengen nicht ungesund bzw. sogar gesundheitsfördernd ist oder dass sich die schädlichen und gesundheitsfördernden Attribute zumindest die Waage halten.


Nach dem Motto: „Ja, Alkohol ist zwar ein potentiell krebserzeugendes Zellgift, aber er hat auch herzinfarktsenkende Eigenschaften.“

Alkohol erhöht HDL (engl. high density cholesterol), das „gute“ Cholesterin. Dies hat aber laut Studien keinerlei protektiven Effekt auf das Herzinfarkrisiko. Es ist das Sinken des LDLs (engl. low density cholesterol), welches das Herzinfarktrisiko nachweislich senkt.

Je geringer die Alkoholaufnahme, desto weniger Gefäßablagerung hat jemand statistisch gesehen laut Studien. Es besteht also ein proportionales Verhältnis zwischen Alkoholkonsum und Gefäßablagerungen. Alkoholkonsum erhöht ebenfalls den Blutdruck, ein Faktor der sich negativ auf die Herz-Kreislaufgesundheit auswirken kann.


Die Idee, dass moderater Alkoholkonsum gut für uns ist, stammt von der berühmten J-Curve (J-Kurve). Dabei handelt es sich um einen J-förmigen Graph in einem Koordinatensystem, der über den Verlauf erst ein wenig abfällt, bevor er steil ansteigt. Er hat also eine ähnliche Form wie der Buchstabe J, daher der Name J-Curve.

Studien, die die Lebenserwartung zum Alkoholkonsum in Relation setzen, zeigen bei moderatem Alkoholkonsum (weniger als 10 alkoholische Getränke pro Woche, also ca. 1 alkoholisches Getränk pro Tag) eine höhere Lebenserwartung, als sie bei absolut gar keinem Alkoholkonsum oder bei höherem Alkoholkonsum auftritt. Ab ca. 10 Drinks pro Woche steigt die Kurve wieder steil an.


Es gibt ebenfalls Beobachtungs-Studien, die moderates Trinken ein niedrigeres Risiko der Erkrankung an zwanzig verschieden Krankheiten in Zusammenhang bringt. Ironischerweise ist laut der Statistiken bei Wenig-Trinkern sogar das Auftreten von Leberzirrhose geringer, als das bei Nicht-Trinkern. Wie kann das sein?

Bevor man sich einfach das Ergebnis nimmt, welches das eigene Verhalten rechtfertigt und einem ein gutes Gefühl während des Alkoholkonsums gibt, muss man die richtigen Fragen stellen! Was ist wahrscheinlicher?


Das Alkoholkonsum zu weniger Leberzirrhose führt?

Oder das Leberzirrhose zu weniger Alkoholkonsum führt?

In anderen Worten: Reverse Causation, was so viel wie Ursachenumkehr bedeutet. Der Alkoholkonsum ist nicht die Ursache für weniger Leberzirrhose, sondern die Leberzirrhose die Ursache für weniger Alkoholkonsum. Dies lässt sich auch bei Rauchern und Sterblichkeit an Lungenkrebs beobachten und nennt die „Sick-Quitter-Effect“ (dt. Kranker-Aufhöhrer-Effekt). Dort lässt sich manchmal eine höhere Sterblichkeit bei Rauchern beobachten, die mit dem Rauchen aufgehört haben, als bei den Rauchern, die weiterhin Rauchern. Das liegt daran, dass viele Raucher erst aufhören zu rauchen, wenn sie krank sind. Natürlich sterben kranke Raucher mit größerer Wahrscheinlichkeit als Raucher, die (noch) nicht krank sind.


Ein intelligentes Studiendesign setzt also voraus, dass nur lebenslange Nicht-Raucher oder Nicht-Trinker mit Rauchern oder Trinkern verglichen werden. Nicht solche, die erst geraucht oder getrunken und dann aufgehört haben. Das wird allerdings in den meisten Studien, die Alkoholkonsum und Gesundheit untersuchen, nicht getan. Dort werden Ex-Trinker als Nicht-Trinker klassifiziert. Das verfälscht natürlich die Statistik, da es vor allem im Fall von kranken Ex-Trinkern die durchschnittliche Lebenserwartung der Nicht-Trinker verschlechtert und die der Trinker verbessert.


Laut einer übergreifenden Studie wurden bei 65 von 87 Studien Ex-Trinker als Nicht-Trinker eingestuft. Als nur noch die 12 Studien betrachtet wurden, die lebenslange Nicht-Trinker mit Trinkern vergleichen, verschwand die J-Curve und es wurde eine lineare Beziehung zwischen steigendem Alkoholkonsum und sinkender Lebenserwartung deutlich.


Moderates Trinken hat also demnach keinen gesundheitlichen Vorteil, sondern mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit einen Nachteil gegenüber dem kompletten Verzicht auf Alkohol. Das möchten viele Menschen nicht hören, ist aber so. Dies sollte man sich bewusst machen, wenn man überlegt zu Alkohol zu greifen und für sich selbst entscheiden, ob andere vermeintlich positive Effekte dieses Risiko wert sind.

Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=l3ilpQ-_IME

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